Vom Elikia aus der Republik Kongo bis zum Onyx aus Südafrika – viele Länder hatten Ambitionen, das erste afrikanische Smartphone auf den Markt zu bringen. Aber erst das Mara Phone aus Ruanda wurde dem Attribut „Made in Africa“ auch gerecht. Mit Einschränkungen.

Der Eröffnung der Smartphone-Fabrik am 7. Oktober 2019 war eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung: Präsident Paul Kagame ließ es sich nicht nehmen, höchstpersönlich die Produktionsstätte des Mara Phones in Kigali zu eröffnen. Und der staatliche TV-Sender RTV übertrug das Ereignis 80 Minuten lang live.

In Ruanda ist stolz darauf, das erste afrikanische Smartphone entwickelt zu haben. Denn in den letzten Jahren war ein regelrechter Wettlauf darüber entbrannt, welches Land das erste Smartphone in Afrika herstellen wird.

Made in Africa – mit Einschränkungen

Heißer Kandidat auf den Prestigetitel war zunächst das Elikia aus der Repubik Kongo. Bereits im November 2012 hatte der Informatiker Vérone Mankou verkündet, das erste „Smartphone made in Africa“ entwickelt zu haben. Allerdings stellte sich bald heraus, dass das Gerät großteils in China gefertigt wurde.

Näher ans Ziel kamen da schon weitere Smartphone-Projekte, wie AfriOne in Nigeria, SICO Technology in Ägypten oder Onyx in Südafrika. Alle drei Fabriken nahmen 2017 ihren Betrieb auf und fertigen ihre Mobiltelefone in Afrika – allerdings stammen die meisten Komponenten aus China.

Lieferumfang des Mara Z von 2019 (Bild: Martin Sturmer)

Die Mara Corporation erhebt nun den Anspruch, dass ihr Smartphone komplett in Ruanda produziert wird – von der Hauptplatine bis zur Verpackung. Dominic Bärlocher weist auf Digitech.ch allerdings darauf hin, dass die Kernbauteile – die sogenannten „Systems-on-a-chip“ – von Herstellern aus den USA bzw. aus Taiwan stammen.

Wie auch immer – in Ruanda tut das der Freude um den gelungenen Start keinen Abbruch. Und das völlig zu recht. Das Flagschiff-Modell der ersten Baureihe, das Mara Z, schnitt im Vergleichstest zu renommierten Herstellern wie Samsung und Huawei gut ab. Kritikpunkt war zwar die magere Akkuleistung, dafür wurde die hohe Qualität der Kamera gelobt.

Ruanda, die High-Tech-Nation

Mittlerweile hat die Mara Corporation mit dem Mara Z1, dem Mara X1 und dem Mara S drei neue Modelle am Start. Das günstigste Modell – das Mara S – kostet 59 US-Dollar. Mit dem Einstiegertelefon möchte man auch dem in afrikanischen Ländern enorm populären Tecno-Handys des chinesischen Herstellers Transsion Paroli bieten.

Denn Ruanda möchte sich als das High-Tech-Land in Afrika positionieren. Vor allem bei der Digitalisierung des Gesundheitssektors ließ der kleine Staat in Ostafrika aufhorchen: Bereits seit 2016 werden entlegene Krankenhäuser mit Drohnen beliefert, in der Corona-Pandemie setzt man auf Roboter in der Krankenpflege.

Bemerkenswert wie die Geschichte des Mara Phones ist übrigens auch die Laufbahn seines Initiators. Ashish Thakkar gründete die Mara Corporation in Kampala, Uganda im Jahr 1996 – im Alter von nur 15 Jahren. Heute ist das Unternehmen nach Eigenangaben in 25 afrikanischen Ländern aktiv und beschäftigt rund 11.000 Menschen.

Das Mara Phone im Test von „Gut zu wissen“ des Bayerischen Rundfunks