70 Prozent der weltweiten Kakaoernte kommen aus Westafrika. Doch nur ein Prozent wird in den afrikanischen Anbauländern zu Schokolade verarbeitet. Das deutsch-ghanaische Social Business fairafric steht für ein Umdenken: Als erstes europäisches Unternehmen produziert es Schokolade in Ghana – vom Kakaobaum bis zur Verpackung der Tafeln.
Die Verlagerung der gesamten Wertschöpfungskette macht einen gewaltigen Unterschied: Mit Stand Juni 2021 erhält Ghana für eine Tonne Kakao knapp 2.400 US-Dollar. Durch die Produktion vor Ort bleiben aber 10.000 US-Dollar im Land. Die Wertschöpfung in Ghana wird also glatt vervierfacht.
Von der Vision …
Die Idee zu fairafric kam Gründer Hendrik Reimers während einer Ostafrika-Reise im Jahr 2013. Damals erlebte er die Ungerechtigkeiten im Welthandel gegenüber den landwirtschaftlichen Produzent*innen vor Ort. Von einer konventionellen, in Europa produzierten 100-Gramm-Tafel Schokolade bleiben den Kakao-Farmer*innen etwa sieben Cent.
Diese Strukturen wollte Reimers von Grund auf ändern: „Meine Vision ist es, die Wertschöpfung in der Schokoladenproduktion von Europa nach Afrika zu verlagern“, erzählt er im Gespräch mit dem Münchener Merkur. Und ergänzt: „Ich war mir sicher, dass es nicht klappt, aber ich habe es trotzdem gemacht.“
… zur eigenen Fabrik in Ghana
Trotz der eigenen Unsicherheit ging Reimers auf’s Ganze. Der studierte Betriebswirt kündigte seinen Job in der IT-Branche und gründete im Jahr 2016 fairaric. Eine wegweisende Entscheidung, die sich als goldrichtig erweisen sollte: Das Unternehmen arbeitet mit etwa 860 Farmer*innen in Ghana zusammen. Neben Bio-Anbau werden die Landwirt*innen im Farmmanagement geschult, um den Ertrag und die Qualität des Kakaos zu steigern und damit die Einkommen der Farmer*innen zu erhöhen. Plus: fairafric zahlt den Bäuerinnen und Bauern die höchste Prämie in ganz Afrika.
2020 ist fairafric noch einen Schritt weitergegangen und hat die erste Schokoladenfabrik in einer ländlichen Region in Ghana errichtet. Die neue Produktionsstätte in Suhum arbeitet mit Solarenergie. 85 Menschen können hier beschäftigt werden. Das Gehaltspaket der Mitarbeiter*innen beinhaltet zum einen eine deutliche höhere Bezahlung, als es der ghanaische Mindestlohn vorsieht, zum anderen eine Krankenversicherung und Rentenvorsorge.
Die hohe Qualität der Schokolade schmeckt man in jedem Stück. Die Palette von fairafric umfasst derzeit acht Sorten – von der Bio-Milchschokolade mit 43 Prozent Kakaoanteil über die Bio-Zartbitterschokolade mit Tigernuss und Mandel bis hin zur Bio-Zartbitterschoklade mit 80 Prozent Kakaoanteil und Fleur de Sel.
Tipp: Im Rahmen unserer Ausstellung „Made in Africa“ kann das fairafric-Sortiment kostenfrei verkostet werden. Aufgrund der Coronavirus-Bestimmungen ist eine Anmeldung erforderlich.
Titelbild: fairafric
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